Unsere jüngste Analyse konzentriert sich auf Pekings Bestrebungen, als erste große Volkswirtschaft eine offizielle digitale Zentralbankwährung (CBDC) einzuführen.
Die Volksrepublik China (VRC) hat ihre traditionelle außenpolitische Zurückhaltung aufgegeben und spielt eine aktive Rolle bei der Gestaltung der globalen Ordnung des 21. Jahrhunderts. Unsere jüngste Analyse aus der Veröffentlichungsreihe »Gestaltungsmacht China« der FES wirft ein Schlaglicht auf diese Veränderungen und konzentriert sich dabei auf Pekings Bestrebungen, als erste große Volkswirtschaft eine offizielle digitale Zentralbankwährung (CBDC) einzuführen.
China will Standards setzen - ein paar Jahre Vorsprung kann Gewichte verschieben
Seit mehr als einem Jahrzehnt zeigen chinesische Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einen hohen Pioniergeist bei der Erkundung und dem Einsatz neuer digitaler und disruptiver Technologien. So hat China kontinuierlich in digitale Währungen und kryptobasierte Zahlungssysteme investiert und ist gewillt, als erste große Volkswirtschaft eine offizielle Digitale Zentralbankwährung (CBDC) einzuführen. Die chinesische Führung sieht darin die Möglichkeit, eine, wenn nicht die führende Rolle bei der Gestaltung von CBDCs zu spielen, günstige Strukturen zu etablieren und neue globale Standards zu setzen. Ziele die im Einklang mit einem grundsätzlichen geopolitischen wie ökonomischen Ansatz stehen, den Grad der Unabhängigkeit vom Westen zu erhöhen.
Die vorliegende Analyse des Asien-Pazifik-Referats der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) greift diese Ambitionen auf. Die beiden Autoren Nadim Baker und Felix Klein skizzieren die Chancen und Risiken digitaler Währungen im Kontext der chinesischen Ziele und zeigen Implikationen für Europa und letztlich für die Europäische Zentralbank (EZB) auf.
Die Autoren erklären, wie das Aufkommen dezentraler Kryptowährungen das traditionelle Finanzwesen revolutioniert und herausfordert. Unweigerlich stehen die Zentralbanken vor der Herausforderung, auf diese Entwicklung zu reagieren und einen regulierten Ansatz für die neue globale digitale Wirtschaft zu schaffen. Während neue CBDCs weltweit in der Entwicklung sind, wurden Standards bisher noch nicht festgelegt. Zentralbanken oder Regierungen, die ihre CBDCs zuerst einrichten können, werden mit ziemlicher Sicherheit mit diejenigen sein, die im Zuge von Normierungs- und Standarddiskussionen den Ton angeben.
Europa braucht eine umfassende Antwort und Ansatz
Auf der Grundlage ihrer detaillierten Analyse der chinesischen Bemühungen und Versuche empfehlen die Autoren Baker und Klein, dass die Entwicklung digitaler Zentralbankwährungen, wie z. B. des e-Yuan in China, mit einer nachhaltigeren europäischen Reaktion einhergehen sollte, um die entstehenden Standards für die digitale Wirtschaft auf europäische Weise mitzugestalten. Die Möglichkeit, Zahlungsströme in Echtzeit zu verfolgen und zu analysieren, bietet eine neue Chance, die Geldpolitik nachhaltig zu verbessern. Nach Ansicht der Autoren muss Europa einen umfassenden Ansatz zur Etablierung eines digitalen Euro als wettbewerbsfähige Komponente der globalen digitalen Wirtschaft verfolgen.
Dieser Bericht ist Teil der Veröffentlichungsreihe »Gestaltungsmacht China« der FES, die Beijings Herangehensweise in einer Reihe unterschiedlicher globaler Politikfelder untersucht. Das übergreifende Thema ist die Zukunft des Multilateralismus angesichts Chinas Aufstieg zur Weltmacht und einem immer stärker werdenden Wettbewerb um Werte und Normen: Wie können wir einen konstruktiven Verhandlungsprozess zwischen Europa und China über die Rahmenbedingungen für die Global Governance einleiten? In welchen Bereichen sind mehr Koordinierung und Zusammenarbeit mit China möglich, und wo muss Europa zunehmend Gegenmaßnahmen ergreifen und seine Hausaufgaben machen, zum Beispiel um in Schwellen- und Entwicklungsländern als verlässlicher Partner wahrgenommen zu werden?