Digital: 250 Jahre Hegel. Konservativer preußischer Staatsphilosoph oder Vordenker der sozialen Demokratie?

Vor 250 Jahren wurde Georg Wilhelm Friedrich Hegel in Stuttgart geboren. Grund genug also, dass wir uns in einer Kooperationsveranstaltung mit dem Evang. Bildungszentrum Hospitalhof und dem Museum Karl-Marx-Haus Trier mit diesem überaus einflussreichen Philosophen näher beschäftigt haben.

Vor mehr als 100 Teilnehmenden erläuterte Dr. Sebastian Ostritsch in einem sehr anschaulichen Vortrag anhand der berühmten „Rechtsphilosophie“ von 1820, dass Hegel in keiner Weise der konservative preußische Staatsdenker war, als der er häufig dargestellt wird („Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig“).

Anders als sein späterer Schüler Karl Marx sah es Hegel jedoch nicht als die Aufgabe der Philosophie an, Wege aufzuzeigen, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse revolutionär verändert werden könnten. Hegels Philosophie ging es um die Verwirklichung der „wahren“ menschlichen Freiheit. Und diese kann es nur geben, wenn sich das Individuum freiwillig an andere Menschen bindet und dadurch erst eine eigene Identität entwickelt („Bei sich selbst sein im Anderen“).

Menschliche Freiheit kann es ohne soziale und gesellschaftliche Institutionen im diesem Sinne nicht geben. Einen ungezügelten Kapitalismus sah Hegel entsprechend kritisch: Die Verfolgung nackter, egoistischer Interessen, das Übervorteilen anderer, kann diese identitätsstiftenden, menschlichen Bindungen zerstören.