Im Juli 2018 ist der vollständig überarbeitete Band 1 der Reihe "Texte der Kommunalakademie" zum Thema kommunale Integrationspolitik erschienen. Die Broschüre, die sowohl digital als auch gedruckt verfügbar ist, gibt praktische Handlungshilfe für erfolgreiche Integration vor Ort.
Integration vor Ort gestalten. Ein Vorwort
-> Broschüre gedruckt bestellen oder herunterladen.
In den Städten und Gemeinden Deutschlands gestalten Menschen an den unterschiedlichsten Orten Integration: im Sportverein, im Schulausschuss, im Bürgerbüro, bei der Flüchtlingshilfe, im Moscheeverein, im Stadtteiltreff, in der Bürgerinitiative, als Ratsmitglied oder sachverständige_r Bürger_in, als Bürgermeister_in, Integrationsbeauftragte_r oder Mitarbeiter_in einer Stadtverwaltung. Mehr denn je engagieren sich Menschen lokal für ein gutes, solidarisches Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte.
Sie alle haben die Chance an einer lebendigen Stadtgesellschaft mitzuwirken, in der sich Menschen begegnen und miteinander leben statt nebeneinander, in der Kinder unabhängig von ihrem familiären Hintergrund im Bildungssystem Erfolg haben können, in der Menschen Arbeit finden, ihren Lebensunterhalt verdienen, sich ihre eigene Wohnung leisten können, egal welche Hautfarbe, Religion oder welchen Nachnamen sie haben.
Wir möchten mit diesem Band die in der Kommunalpolitik engagierten Menschen ausrüsten und befähigen, gute und sozial gerechte Integrationspolitik zu gestalten. Wir unterstützen sie dabei, ihre Städte zu Heimatorten zu machen, in denen alle Einwohner_innen zu Hause sind und sich mitgenommen fühlen, egal woher sie, ihre Eltern oder Großeltern stammen.
In der Stadt und in der Gemeinde findet das konkrete Zusammenleben von Menschen statt. Hier wird Integration ausgestaltet und gelebt – oder eben nicht. Politische Rahmenbedingungen, Gesetze und Verordnungen, die auf Bundes- und Landesebene beschlossen werden, werden auf lokaler Ebene mit Leben gefüllt. Deshalb muss die kommunale Politik Bescheid wissen über die eigenen Handlungsspielräume. Und sie braucht einen Kompass für das politische Handeln – Leitlinien für eine sozial gerechte Integrationspolitik. Das bietet diese Publikation.
Wie gelingt gute kommunale Integrationspolitik?
Gelungene lokale Integrationsarbeit zeichnet vor allem aus, dass sie einschließt und nicht ausgrenzt. Dass sie kontinuierlich ist und nicht sprunghaft. Und dass sie Netzwerke bildet: Netzwerke mit den vielen unterschiedlichen Akteuren von Integration vor Ort: Die Schule im Gespräch mit den Vereinen, das Jobcenter in guter Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde, der Integrationsbeauftragte einer Kommune mit den Ehrenamtlichen vor Ort, die Kommunalpolitiker_innen im Austausch mit den Integrations(bei)räten.
Das ist nicht immer einfach. Die meisten Menschen sind Fachleute für ein Thema und denken aus der Perspektive ihres eigenen Fachgebiets oder Ressorts. Es erfordert Offenheit und einen Blick über den eigenen Tellerrand, um sich mit den anderen Akteuren von Integrationspolitik in der eigenen Stadt auszutauschen und abzustimmen. Eine ganzheitliche Integrationspolitik ist aber nur so möglich.
Der vorliegende Band bietet einen informativen und anschaulichen Einblick in viele Bereiche, die für Integration eine Rolle spielen. Wir schlagen hier eine Reihe von Instrumenten und Herangehensweisen vor, die natürlich nicht alle auf einmal in Angriff genommen werden können. Jede Kommune kann und muss priorisieren. Nehmen Sie sich das Machbare vor. Beginnen Sie mit Ihrem eigenen Wirkungsbereich und arbeiten Sie sich Schritt für Schritt vor.
Integration von Zugewanderten ist ein Thema, das gerne instrumentalisiert wird, um eine gesellschaftliche Spaltung zu erreichen – in WIR und DIE; in Einheimische und Ausländer, in Zugewanderte und „Bio-Deutsche“. Da ist dann manchmal die Rede von einer deutschen (Leit)Kultur, in die sich Zugewanderte hinein integrieren sollen, sich anpassen müssen. Um solche Schlagworte und Vereinfachungen geht es in dieser Publikation nicht. Wir verstehen Integration als einen Prozess, der viele Facetten hat. Wir stellen in diesem vollständig überarbeiteten Band eine Integrationspolitik vor, die darauf abzielt, niemanden zurückzulassen, unabhängig davon, woher er oder sie kommt. Eine Integrationspolitik, die Zugewanderte und „Aufnahmegesellschaft“ adressiert. Eine Integrationspolitik, die funktionsfähige Strukturen schafft und auf gesellschaftliche Solidarität baut.
Was finden die Leser_innen in dieser Publikation?
Wir nehmen die Leser_innen dieser Broschüre mit auf eine Reise quer durch die verschiedenen Dimensionen des Querschnittsthemas Integration. In Kapitel 1 stellen wir Integrationspolitik in ihren historischen Zusammenhang: Welche Zuwanderungsbewegungen haben dieses Land gekennzeichnet, wie sieht die Bevölkerung heute eigentlich aus? Wie wurde in den vergangenen Jahrzehnten Integration gestaltet, an welcher Stelle auch vernachlässigt? Hier werden außerdem die wichtigsten Begriffe und die dazugehörigen Assoziationen erläutert.
Kapitel 2 ordnet die kommunale Integrationspolitik in unser politisches System ein: Welche Handlungsspielräume hat die Kommune in Abgrenzung zu Land und Bund? Welche Möglichkeiten gibt es, das Thema Integration in einer Stadtverwaltung zu verorten? Wie wichtig ist die ressortübergreifende Zusammenarbeit? In den Kapiteln 3 bis 9 haben wir zentrale Felder des Querschnittsthemas Integration aufgegriffen: Wohnen, Bildung, Sprache, Arbeit und Ausbildung, Beratung, Interkulturelle Öffnung, Partizipation und zivilgesellschaftliches Engagement.
Jedes Kapitel bietet einen fundierten Einblick in das Einzelthema, beschreibt Herausforderungen und anschauliche Praxisbeispiele und enthält Hinweise auf weiterführende Publikationen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Akteur_innen, die sich mit Gastbeiträgen, Praxisbeispielen oder mit wertvollem Rat im Hintergrund an diesem Band beteiligt haben.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und viele gute Anregungen für Ihre politische Arbeit.
Anne Haller, Leiterin der KommunalAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Herausgeberin
Boris Kühn, Autor