Der politische Film der FES 2013

Filmfest Hamburg - 26. September bis 5. Oktober 2013

Filmpreis + politische Filme + Diskussionen mit Regisseuren und Experten

Im Jahr 2013 hat die Friedrich-Ebert-Stiftung beim Filmfest Hamburg in einem eigenen Wettbewerb erstmals den Preis „Der politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung“ vergeben.

Zwölf Filme stellten sich 2013 dem Urteil einer dreiköpfigen Jury, die mit einem Preisgeld von 5000 Euro politisch ambitioniertes Kino belohnt. Mit dem Preis werden Filmschaffende gefördert, die mit ihren Themen anregen, bewegen und neue Einsichten möglich machen; prämiert wird die beste Regiearbeit.

Vor rund 1000 Zuschauerinnen und Zuschauern wurde der Preis „Der politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung“ am 5. Oktober 2013 auf der Abschlussveranstaltung des Filmfestes Hamburg ohne Ranking zu gleichen Teilen an zwei Gewinner verliehen:

„Fire in the Blood“

Regie: Dylan Mohan Gray, Indien

Aus der Begründung der Jury:
„Es geht um Aids in Entwicklungsländern und den Kampf um die Bezahlbarkeit der Medikamente. Die westliche Pharmaindustrie blockiert die Herstellung von Generika (günstige Kopien) und entscheidet damit, wer leben darf oder sterben muss. Der Film ist großartig recherchiert und empörend deutlich wird hier die Allmacht der Wirtschaftsverbände (hier WTO – World Trade Organisation). Ein Film, der zum Kämpfen auffordert.“

Nähere Informationen zum Film Fire in the Blood.

Dylan Mohan Gray studierte Geschichte in Mumbai und arbeitete als Regieassistent bei Filmen von Fatih Akin, Peter Greenaway, Paul Greengrass, Deepa Metha und Mira Nair. Fire in the Blood ist sein erster eigener Film.

„Manuscripts Don't Burn“

Regie: Mohammad Rasoulof, Iran

Aus der Begründung der Jury:
„Iran in den 1990er Jahren. Wir folgen zwei Geheimdienstmitarbeitern, die unterwegs sind, um ihre Mitmenschen zu überwachen, zu foltern und zu ermorden. Eine ruhige, dunkle, völlig konzentrierte Reise in die absolute Trostlosigkeit eines totalitären Regimes. Die universelle politische Botschaft ist die Existenz des Films selbst. Dass es ihn gibt, zeigt, dass es möglich ist, auch unter schrecklichen Bedingungen selbstbestimmt zu handeln und ein großes Werk zu schaffen.“

Mohammad Rasoulof (*1973) zeigte schon Iron Island (2005) und The White Meadows (2009) beim Filmfest Hamburg. Seine Filme zeichnen sich oft durch verschlüsselte Erzählungen aus, um durch die Zensur der iranischen Behörden zu gelangen. Ende 2012 wurde er zusammen mit seinem Regiekollegen Jafar Panahi verhaftet.

Der Wettbewerb

Entgegengenommen wurden die Preise jeweils stellvertretend für den prämierten Regisseur: Für Dylan Mohan Gray nahm Fatih Akin den Preis entgegen – und verlas ein SMS-Grußwort des Regisseurs, der bereits wieder in Mumbai weilte. Mohammad Rasoulof wurde nach Informationen des Filmfestes bei seiner jüngsten Einreise in den Iran sein Pass abgenommen, den er bislang nicht zurückerhalten hat. Für ihn nahm der Produzent des Films den Preis entgegen.

Die zwölf für den Preis „Der politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung“ nominierten Filme umfassten sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme, darunter Arbeiten aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, Indien, Iran, Israel, Libanon, Marokko, Pakistan, Ruanda und Spanien.

Zwischen dem 26. September und dem 5. Oktober wurden die zwölf Filme des Wettbewerbes während des Filmfestes Hamburg als Deutschland- bzw. als Weltpremieren gezeigt. Über 2000 Besucherinnen und Besucher waren dabei insgesamt zu begrüßen. An jeden Film schlossen sich jeweils intensive und vertiefende Gespräche mit Regisseuren und Expert/-innen über das soeben Gesehene an. Moderiert und veranstaltet wurden diese Filmdiskussionen von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im Festzelt des Filmfestes veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung zudem eine Diskussion über die Frage, was der politische Film eigentlich ist und was er bewirken kann.

In den zehn Tagen des Filmfests Hamburg wurde einmal mehr deutlich: eine politische Aussage kann in drei Worte passen, z.B. in die Worte Friedrich Eberts: „Demokratie braucht Demokraten“. Oder aber sie nimmt sich 90, 120 oder sogar 150 Minuten auf der Leinwand Zeit. Dass Film berührend sein kann und auch zum Mit-, Nach- und Vordenken anregt, musste dem kinoerfahrenen Festivalpublikum nicht eigens erläutert werden. Deutlich wurde darüber hinaus: wenn Qualität, Zeit und Ort stimmen, kann ein Film Großes bewirken. Wenn dabei auch noch soziale und demokratische Werte im Mittelpunkt stehen, unterstützt die Friedrich-Ebert-Stiftung dies gerne. Und nicht zuletzt hat sich bei den Filmdiskussionen einmal mehr gezeigt: politische Bildung ist sinnvoll und nur selten langweilig. Erst recht im Kino.

Die Jury

Leslie Franke
ist geboren in Berlin, Tanzausbildung und Abitur in Wiesbaden. Zwei Jahre Tätigkeit an den Mainzer Bühnen als Puppenspielerin und Pantomime, Abschluss des Hochschulstudiums für Russisch und Geschichte in Hamburg. DAAD-Stipendiatin an der Moskauer Filmhochschule VGIK. Leslie Franke lebt und arbeitet seit 1989 als freie Filmemacherin in Hamburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Dokumentarfilme im wirtschafts-, sozial- und umweltpolitischen Bereich im In- und Ausland. Seit 1993 ist sie Mitgesellschafterin der Kern Filmproduktion GmbH.

Anke Kuhbier

war u.a. fünfzehn Jahre Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Eimsbüttel (Schwerpunkte Kultur und Stadtplanung), davon 7 Jahre als Vorsitzende. Von 1991 bis 1997 saß sie als SPD-Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft. Dort waren ihre Schwerpunkte Schule und Kultur, die sie auch in den jeweiligen Ausschüssen vertrat. Sie ist seit über vierzig Jahren in Politik und Kultur engagiert, u.a. als Mitglied des Beirats bei den Hamburger Symphonikern, Mitglied des Vorstands der Freunde der Laeiszhalle + Elbphilharmonie, Mitglied der Freundeskreise Internationale Kulturfabrik Kampnagel und Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Zur Zeit ist Anke Kuhbier Vorsitzende des Kulturforum Hamburg e.V.

Richard Reitinger
schreibt seit 1985 für Film und Fernsehen, für das Kino u.a. mit Wim Wenders und Peter Handke „Der Himmel über Berlin“. Für das Fernsehen arbeitete er u.a. an zahlreichen Folgen von „Der Fahnder“ und „Auf Achse“. Filme aus seiner Feder haben zahlreiche Preise erhalten, vom Europäischen und dem Deutschen Filmpreis bis zu Adolf-Grimme-Preisen. "City of Angels" wurde für den Golden Globe nominiert. Seit 2007 ist Richard Reitinger Professor für Drehbuch an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und Leiter des Master-Studiengangs Film an der Hamburg Media School. Unter seiner Leitung haben Filme der HMS mehr als 2000 Festival-Aufführungen erlebt und über 200 nationale und internationale Preise gewonnen.

Fotos von der Preisverleihung am 5. Oktober 2013

2017: The Wait

Beim Filmfest Hamburg 2017 wurde Emil Langballe für seinen Dokumentarfilm "The Wait" als "Politischer Film der Friedrich-Ebert-Stiftung" ausgezeichnet. Mehr dazu hier.

2016: Tadmor

Beim Filmfest Hamburg 2016 wurden Monika Borgmann und Lokam Slim für ihren Dokumentarfilm "Tadmor" als "Politischer Film der Friedrich-Ebert-Stiftung" ausgezeichnet. Mehr dazu hier.

2015: Every Face Has a Name

Beim Filmfest Hamburg 2015 wurde Magnus Gerttens Film "Every Face Has A Name" als "Politischer Film der Friedrich-Ebert-Stiftung" ausgezeichnet. Mehr dazu hier.

2014: Children 404

Beim Filmfest Hamburg 2014 wurden Askold Kurov und Pavel Loparev für ihren Dokumentarfilm "Children 404" mit dem Preis "Politischer Film der Friedrich-Ebert-Stiftung" ausgezeichnet. Mehr dazu hier.

2013: Fire in the Blood / Manuscripts don't burn

Beim Filmfest Hamburg 2013 wurde der Preis "Der politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung" zum ersten Mal verliehen - und gleich geteilt. Ausgezeichnet wurden Dylan Mohan Gray für seinen Dokumentarfilm "Fire in the Blood" und Mohammad Rasoulof für sein Drama "Manuscripts don't burn". Mehr dazu hier.

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