Interview mit Carla Schulte-Reckert
Julian Heck
Zum dritten Mal lud die JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung Nachwuchsjournalisten aus der ganzen Republik zur "MedienSommerAkademie" nach Bonn ein. An zwei Tagen im Juli 2011 hatten sie die Möglichkeit, inhaltliche und praktische journalistische Kenntnisse zu erwerben. Im folgenden Interview spricht Carla Schulte-Reckert, Leiterin der JournalistenAkademie, über Motivation, Chancen und Haltung.
Julian Heck:
Beschreiben Sie bitte mit drei Worten die MedienSommerAkademie 2011!
Carla Schulte-Reckert:
professionell, informativ, Freude.
Was ist Ihre persönliche Motivation, eine Veranstaltung für junge Nachwuchsjournalisten zu machen?
Persönliche Motivation? Das ist mein Job (lacht). Aber ich mache meinen Job gerne und bin dadurch auch motiviert, ein Event zu schaffen, das viel journalistische, berufliche Kompetenzen für ein großes Publikum bietet. Wichtig ist mir hier der Begriff "Haltung". Nur wer eine eigene Haltung entwickelt, kann selbstbewusst und sicher Position beziehen und sich auf einen erfolgreichen journalistischen Weg begeben.
Das Motto der diesjährigen, insgesamt dritten MedienSommerAkademie lautet "Politischer Journalismus: Wofür stehst du?". Wofür stehen Sie?
Ich stehe für die Unabhängigkeit des Journalismus, für Freiheit und den Frieden. Ich stehe dafür, die schwachen Wesen, sowohl Menschen als auch Tiere, zu schützen und dafür, die Welt lebenswert zu machen. Ich bin sehr glücklich mit meinem Job und damit, meine politische Haltung als Beruf leben zu können.
Für die MedienSommerAkademie werden hochkarätige Journalisten eingeladen, speziell für junge Medienmacher. Was hat die Friedrich-Ebert-Stiftung davon?
Gerade solche Journalisten haben eine Vorbildfunktion für den Nachwuchs und damit auch für die Teilnehmer der MedienSommerAkademie. Wir hoffen selbstverständlich, dass der Funke überspringt. Davon abgesehen ist es der Auftrag einer politischen Stiftung, Demokratie zu fördern. Journalisten haben dabei eine wichtige Funktion, sie sind die Beschützer der Demokratie und gleichzeitig Bestandteil der Gesellschaft. Sie müssen sich dieser Verantwortung bewusst sein und sich damit auseinandersetzen. Die JournalistenAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung möchte dazu beitragen, dass dies geschieht.
Nehmen die Journalisten ihre Funktion als "Beschützer der Demokratie" Ihrer Meinung nach genügend wahr?
Ja. Auch, wenn ihnen viel Negatives nachgesagt wird – und es ist ein Kamikaze-Job – gibt es immer wieder große Geschichten mit einer ausgezeichneten Berichterstattung, beispielsweise über Stuttgart 21. Das meiste läuft wirklich gut. Man sollte die Kirche im Dorf lassen.
Dennoch hat der Beruf des Journalisten nicht den besten Ruf. Laut der aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens GfK vertrauen nur 44 Prozent der Deutschen den Journalisten. Was können Sie den Teilnehmern raten, um dem entgegenzuwirken?
Sei authentisch, sei erschütterbar. Ganz wichtig: Vertrau dir und probiere dich aus. Mach deine Geschichte und passe dich nicht dem System an. Höre auf dein Bauchgefühl und bleib immer in Bewegung. Nur wenn du dir selbst treu bleibst, hast du die Chance, das Vertrauen der Menschen genießen zu dürfen.
Sie haben sich sicherlich den einen oder anderen Teilnehmer schon genauer angeschaut. Sind hier potenzielle Referenten für folgende MedienSommerAkademien dabei?
Im vergangenen Jahr war es tatsächlich der Fall, dass ein Teilnehmer später Referent war. Aber das ist eher die Ausnahme. In der Regel sind es erfahrene Kollegen. Das schließt jedoch nicht aus, dass man in einigen Jahren wieder auf ehemalige Teilnehmer trifft und sie auf das Podium bittet oder einen Workshop leiten lässt.
Was haben Sie für einen Eindruck von dieser MedienSommerAkademie? Hat sie sich in den letzten zwei Jahren weiterentwickelt?
Definitiv! Neu waren in diesem Jahr die Fragerunde vor der Panel-Diskussion sowie die Bestuhlung. Die Teilnehmer haben durch die vorgezogene interne Diskussion ohne die Podiumsgäste gut in das Thema hineingefunden und jede Menge Fragen erarbeitet, welche Gottlob Schober als Grundlage seiner Moderation dienten. Vorteilhaft waren auch die Tischgruppen statt der Stuhlreihen für den Austausch. Das werden wir für die nächsten Male beibehalten.
Gefallen hat mir zudem die schöne Stille während des Literaturprogramms. Großartig! Insgesamt betrachte ich es als eine gute Mischung zwischen fachlichem Input einerseits und aktivem Einbringen der Teilnehmer andererseits. Ich glaube zumindest, dass es ihnen so gefällt. Sie machen auf mich einen sehr engagierten und kommunikativen Eindruck.
Frau Schulte-Reckert, zum Abschluss dürfen Sie jedem Teilnehmer noch eine Tasche mit geballtem Wissen, Informationen, Erfahrungen und Wünschen mitgeben. Worüber dürfen sich die Teilnehmer beim Auspacken freuen?
Über das Buch „Am Besten nichts Neues“ von Tom Schimmeck, eine gute Fee, Möglichkeiten, viele Erfahrungen machen zu dürfen, Erfolg und Misserfolg, denn an beidem wächst man, sowie Freude am Beruf! Zu guter Letzt gebe ich allen den wunderbaren Satz von Peter Rühmkorf auf den Weg: "Bleib erschütterbar und widersteh".
Vielen Dank für das Gespräch!