Projekte des AdsD

Umbau des Sammlungsbereichs des Archivs der sozialen Demokratie

Im Archiv der sozialen Demokratie werden seit 2021 eine Modernisierung und eine Erweiterung der Magazinräume des gesamten Sammlungsbereichs vorbereitet. Seit seiner Eröffnung 1969 hat sich der Bestand des Archivs diversifiziert und vervielfacht. Mit der Heterogenität des Sammlungsguts steigt auch die Anforderung an dessen bedarfsgerechte Unterbringung. Neben der reinen Ausweitung der Lagerfläche stehen daher vor allem die konservatorische Sicherung und Bestandserhaltung im Fokus des Projekts.


Über das Umbauprojekt

Um die Räume umbauen zu können, müssen sie zunächst vollständig geleert sein. Somit steht das AdsD vor der Herausforderung, für eine fachgerechte und konservatorisch sichere Auslagerung des dort verwahrten Sammlungsguts zu sorgen. Der Umzug eröffnet dem Archiv jedoch auch eine einmalige Gelegenheit, da alle Objekte bewegt und im wahrsten Sinne des Wortes in die Hand genommen werden müssen. Im Oktober 2022 startete daher im AdsD ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt, in dem diese Arbeiten stattfinden sollen: In enger Absprache mit für einzelne Sammlungsbereiche zuständigen Teammanger_innen, haben acht sehr motivierte Projektmitarbeiter_innen die erste Projektphase eingeleitet, an deren Ende die Räume „besenrein“ übergeben werden sollen. Die Lager- und Aufbewahrungsformen aller Objekte sind zu revidieren, gegebenenfalls zu optimieren sowie die angefallenen Rückstände vorzuordnen, archivgerecht zu verpacken und in einem gesonderten Inventar zu erfassen.

Was und wen muss man eigentlich noch alles bedenken, um ein Archiv umbauen zu können? Können Nutzer_innen den Bestand weiterhin einsehen? Hier erfahrt ihr mehr.


Projektupdates und Fundstücke

Hier geben wir Updates zum Projekt und informieren regelmäßig über besondere Fundstücke, die wir im Archiv der sozialen Demokratie entdecken.

 

#Update: Do not touch...ohne Handschuhe!

Ein kleiner Blick hinter die Kulissen zum Thema Bestandserhaltung

Das Sammlungsgut des Archivs stellt uns in unserem Projektalltag regelmäßig vor neue Herausforderungen, denn dauernd geraten die Objekte im Plakatlager – natürlich nicht zuletzt durch die erforderliche Umlagerung im Rahmen der Baumaßnahmen – in Bewegung! Manches ist dabei empfindlicher als anderes und so müssen wir uns immer wieder fragen: Mit welchen Materialien haben wir es genau zu tun und welcher Umgang ist jeweils am besten? Haben die Objekte eventuell schon Schaden genommen?

Wie erkennen wir das im Zweifel und wie können wir dem vorbeugen? Bestandserhaltung - das meint alle Maßnahmen, die der dauerhaften Erhaltung unseres Archivguts dienen­ - ­ist also ein wichtiges Thema, mit dem wir uns im Archiv kontinuierlich beschäftigen müssen. Die Auseinandersetzung mit den speziellen Anforderungen der unterschiedlichen Materialien und Objektgattungen bedeutet für uns in konservatorischer Hinsicht aller Art also ein stetiges Training on the Job – Fortbildung pur sozusagen. Gerne tauschen wir uns dazu mit Kolleg_innen anderer Institutionen aus, um zu diskutieren, von den Erfahrungen der anderen zu lernen und im Umgang mit Archivgut immer up-to-date zu bleiben. Erst kürzlich waren daher zwei Kolleginnen des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum für einen Workshop zum Thema Bestandserhaltung bei uns zu Gast.

Schadensbilder erkennen und handeln!Learn as you go ist als Motto für den Umgang leider nicht für alle Materialen geeignet, mit denen wir in unserem Archivalltag so konfrontiert werden – eine kleine Materialkunde war daher der perfekte Einstieg in den Workshop. Von unterschiedlichen Papierarten in Büchern, Zeitungen, Flugblättern und Fotos oder Akten bis hin zu anderen Materialien wie Karton (Kunstsammlung), Textilien (Fahnensammlung), Kunststoffen und Metallen (Anstecker, viele, viele Anstecker) hatten wir seit Beginn des Projektes schon so gut wie alles einmal in der Hand. Spannend war daher, sich nochmals grundlegend mit Herstellungsprozessen von Papieren sowie Materialien und Techniken der Fotografie zu beschäftigen und Schadensbilder sowie deren mögliche Ursachen genauer unter die Lupe zu nehmen. Auslöser für Schäden am Archivgut können sehr vielfältig sein und reichen von klimatischen Schwankungen und Lichtschäden über Schädlinge bis hin zu Beschädigungen durch Benutzung oder Transport. Nicht nur Schädlingsbefall - etwa durch Papierfische – ist dabei im Archiv ein wichtiges Thema, sondern auch möglichen Schimmelbefall zu erkennen und korrekt damit umzugehen. Grundsätzlich kommen Bestände von Hinterleger_innen bei Ankunft zunächst in eine zweiwöchige Quarantäne ins Zwischenarchiv, bevor sie weiterbearbeitet werden. Hier können dann bereits bestimmte Faktoren ausgeschlossen werden. Dennoch gilt es auch bei ordnungsgemäßer Lagerung, das Archivgut beispielsweise auf klimatisch bedingte Schäden wie Feuchtigkeit prüfen zu können. Wichtig war in diesem Zusammenhang also, sich nochmals intensiver zu vergegenwärtigen, wie objektgerechte Lagerung in Magazinräumen mit bestimmten Raumtemperaturen und Luftfeuchtigkeiten sowie archivgerechte Verpackungen Schäden vorbeugen und was wir tun können, wenn doch kleinere Schadensbilder wie Verschmutzung und Verfärbung oder Risse und Knicke vorliegen.

Der Riss ist da, was nun? Theorie ohne Praxis - im Archiv weit gefehlt! Gemeinsam haben wir uns nach der Materialkunde einzelne Archivalien und Objekte unterschiedlicher Gattungen aus unserem Projektalltag angeschaut, analysiert und verschiedene Verfahren und Vorgehensweisen getestet. Vom Schmutzradierer zur Trockenreinigung bis hin zum Kleben mithilfe eines Mini-Bügeleisens zur Sicherung von Papierschäden war ein breites Spektrum an Möglichkeiten dabei. In diesem Zusammenhang ein wichtiges learning für uns: So wenig wie möglich, so viel wie nötig! Gerade durch stabile und säurefreie Archivboxen oder das Entfernen von schädlichen Materialen wie Plastik und Metallen (gern genutzte Büroklammern) können wir tagtäglich aufs Neue zur Bestandserhaltung beitragen. Auch über den schonenden Umgang beim Transport der Objekte durch das Tragen von Baumwoll- oder Latexhandschuhen oder das Lagern von flachem Archivgut im Liegen, sodass bei beispielsweise Fotoabzügen keine Stauchung der Kanten entstehen, haben wir gesprochen. Insbesondere der Austausch im Team, die konkrete Auseinandersetzung mit bestimmten Objekten, die wir in den letzten Monaten bearbeitet haben, und das Durchsprechen von Problemfällen und möglichen Lösungsansätzen hat uns für den Umgang mit dem sehr diversen Sammlungsgut in unserem Projektalltag bestärkt. Da kann also ab sofort nichts mehr schiefgehen? Das hoffen wir natürlich sehr, denn jeder Tag und jedes neue Objekt bringen neue Herausforderungen und somit neue Lösungsansätze, denen wir uns gerne stellen.

Nochmals einen ganz großen Dank an die Kolleginnen des LVR für die aufschlussreichen Gespräche!

#Fundstück: Wünsch dir was!

Neues Jahr, neues Glück! Was würde man sich wohl wünschen, wenn man einen Wunsch zur Erfüllung frei hätte? Das haben wir uns nicht zuletzt beim Fund dieses Objekts im Sammlungsbreich des Archivs der sozialen Demokratie gefragt. Bei der gar nicht mal so kleinen Figur aus Pappmaché, vermutlich ein Gastgeschenk, handelt es sich um einen besonders beliebten japanischen Glücksbringer – den Daruma. In Japan ist der handgefertigte und bemalte Talisman mit übergroßem Kopf ein fester Bestandteil der Alltagskultur und wird gerne als Mitbringsel verwendet. Die Figur geht zuück auf den buddhistischen Mönch Bodhidarma, der einst ganze neun Jahre im Schneidersitz meditiert haben soll, um Erleuchtung zu erlangen. Arme oder Beine waren dazu nicht notwendig, weshalb auch der Daruma aus Pappmaché ganz gut ohne Gliedmaßen auskommt. Andere Quellen behaupten, dass sie dem Mönch durch die jahrelange Meditation einfach abgefallen sind und daher auch der Glücksbringer nur aus Kopf und Körper besteht. Klingt heftig, soll der Erfüllung von Wünschen aber nicht im Wege stehen.

Meist sind die Figuren rot und stehen daher für allgemeine Zufriedenheit, Glück und Gesundheit. Andere Farben widerum bringen Glück in speziellen Situation oder zu bestimmten Anlässen - wie einem glücklichen neuen Jahr. Versehen sind die Figuren mit japanischen Schriftzeichen für Glück und Erfolg, das Gesicht besteht bei allen größtenteils aus den weißen, leeren Augenhöhlen. Erhält man einen Daruma, teilt man ihm im Stillen seinen konkreten Wunsch mit und malt eines der Augen aus. Anschließend arbeitet der Glücksbringer an der Erfüllung des Wunschs – bestenfalls an einer Stelle, an der man ihn jeden Tag sieht. Sobald der Wunsch in Erfüllung gegangen ist, wird das zweite Auge ausgemalt. Dem kleinen Wunschhelfer aus dem Archiv fehlen noch beide Augen - das Glück ist vom ehemaligen Besitzer also nicht voll ausgeschöpft worden ...

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