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+++ Sperrfrist für Veröffentlichungen: 20.9.2023, 21 Uhr +++
Gute Nachrichten für die Demokratie in Norddeutschland: Viele Wählerinnen und Wähler, die sich nicht immer zur Wahl aufraffen können, sogenannte konjunkturelle (Nicht-)Wählende, sind dennoch grundsätzlich positiv gegenüber der Demokratie eingestellt und damit auch (wieder) für sie zu begeistern. Dies sind erfreuliche Ergebnisse einer qualitativen Studie „Ich geh’ Sonntag wählen! Und Du? Was Menschen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Wahl motiviert und was sie da-ran hindert“ von Kantar Public im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die weniger erfreulichen Ergebnisse sind: Viele Befragte fühlten sich entweder schlecht informiert oder von Politik frustriert und blieb deswegen auch (einzelnen) Wahlen fern. „In unserer repräsentativen Demokratie kommt es auf jede einzelne Person und ihre Stimme bei jeder Wahl an. Leider wissen wir aber, dass ganze Gruppen bei Wahlen unterrepräsentiert sind. Um sie sollten wir werben“, so erläutert Christine Strotmann vom Hamburger Regionalbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung, warum diese Studie entstand, die die Motivationen zur Wahl untersucht. Viele sind motiviert zur Wahl, doch zwei Gruppen wenden sich dennoch eher ab Im Rahmen der ausführlichen Interviews mit Menschen aus Hamburg und Schleswig-Holstein zeigte sich zunächst, dass viele Teilnehmende den Wahlgang eigentlich als Bürger*innen-Pflicht sahen und die Hoffnung äußerten, mit der Wahl zumindest gemeinsam etwas erreichen zu können. Dennoch kristallisierten sich zwei Gruppen heraus: Einmal eine Gruppe, die wenig Interesse an Wahlen hat und dementsprechend oftmals auch uninformiert über das politische Tagesgeschehen und politische Strukturen ist. Diese Gruppe ist zwar grundsätzlich nicht unzufrieden mit Politik, misst ihr im eigenen Leben jedoch eine geringe Relevanz bei. „Sie haben nicht das Gefühl, dass sie informiert genug sind, eine Wahl treffen zu können“, so schildert Sophia McDonnell, Co-Autorin der Studie. Die zweite Gruppe, die im Rahmen der qualitativen Studie aufgezeigt wird, ist mit und von Politik frustriert. Diese Menschen, häufig sehr gut informiert über politische Vorgänge, glauben nicht an die Möglichkeit, über die eigene Stimme etwas – zum Besseren – verändern zu können. Häufig fühlen sie eine große Distanz zwischen Politiker*innen und den Bürger*innen, insbesondere bei Abgeordneten auf der Bundes- und Europaebene. Wie wir sie zurückgewinnen Beide in der Studie ermittelten Gruppen haben sehr unterschiedliche Bedarfe, die sie auch selbst benannten: Die weniger Informierten möchten in einfacher Sprache und mit klaren Kernbotschaften angesprochen werden. Die eher Frustrierten haben Vertrauen in Politik und Politiker*innen verloren, das wohl nur durch sehr viel direkten Kontakt, maximale Transparenz und persönliche Ansprache zurückgewonnen werden kann. Eine funktionierende Demokratie in einer pluralen Gesellschaft benötigt jedoch auch diese Stimmen und es ist in unser aller Interesse, dass sich möglich viele Menschen beteiligen. „Das einfachste Mittel dazu ist natürlich selbst wählen zu gehen, aber es ist auch hilfreich im Freundes- und Bekanntenkreis und in der Familie über Politik zu sprechen und dafür zu werben“, so bilanziert Christoph Döbele, Co-Autor der Studie, was auch einzelne Bürger*innen tun können, um die Wahlmotivation zu heben. | |