- Jüterbog
freie Plätze

Die Einführung des Wehrkundeunterrichts in der DDR 1978

Veranstaltungsnummer: 226388als .ics herunterladen

Vor 40 Jahren, im Frühjahr 1978 sickerte nach und nach an die DDR-Öffentlichkeit, dass ab dem Schuljahr 1978/79 Wehrunterricht in den neunten und zehnten Klassen der Schulen Pflichtfach sein würde. Während Jungen zusätzlich zu diesen regulären Unterrichtsstunden gegen Ende des neunten Schuljahres ein zweiwöchiges Wehrlager zu absolvieren hatten, mussten Mädchen (und das Wehrlager verweigernde Jungen) eine Ausbildung in Zivilverteidigung absolvieren. Der Wehrunterricht wurde sowohl in der anschließenden Erweiterten Oberschule wie auch der Lehrausbildung fortgesetzt.
DDR-weit verweigerten im Schuljahr 78/79 wenige 100 Schüler, in der Regel gestützt durch ihre Eltern, den Wehrunterricht. Sie boykottierten den Unterricht oder nahmen nicht am Wehrlager teil. Infolge dieses Aufbegehrens entstanden unter dem Dach der Kirche viele Friedenskreise, die zum Kern der sich in den achtziger Jahren breiter entwickelnden DDR- Opposition wurden.
Bereits zuvor, im Oktober 1961 lehnten sich Schüler der Erweiterten Oberschule Jüterbog in einem Arbeitslager an der Ostsee, in parodierender Form, gegen das militante Lagerleben auf. Die Parodie setzten sie in Jüterbog fort. Als "Staatsfeinde entlarvt" wurden fünf von ihnen verhaftet, gegen weitere fünf wurde ermittelt und 13 andere unter die "Kontrolle bewusster Arbeiter oder
Genossenschaftsbauern" gestellt. Fünfundzwanzig Jahre später, im Jahr 1986 ermittelte eine Studie zur Praxis der Wehrausbildung, die unter anderem an Schülern Jüterbogs vorgenommen wurde, dass bei mehr als einem Viertel der befragten Jungen und Mädchen "Unklarheiten" über militärische Ordnung und Disziplin bestünden. Ein Drittel der befragten Jungen gab an, dass militärische Disziplin und Ordnung wie auch das widerspruchslose Erfüllen von Befehlen für das Funktionieren einer Armee nicht nötig seien.

Zur Person: Dr. Christian Sachse, Autor des Buches
"Aktive Jugend - wohlerzogen und diszipliniert. Wehrerziehung in der DDR als Sozialisations- und Herrschaftsinstrument (1960-1973)" berichtet über diese und andere Umstände und Absurditäten der Wehrerziehung in der DDR.

Musikalisch umrahmt werden der Vortrag und die anschließende Diskussion von dem Liedermacher Stephan Krawczyk. Nachdem ihm und seiner Partnerin Freya Klier im Herbst 1986 staatlicher- aber auch seitens der Kirche ein Auftritt in Jüterbog untersagt wurde, richteten sie am 12. Oktober 1986 einen ,,Brief zum Thema Kultur in der Kirche" an die Kirchenleitungen der DDR. Der Staat wiederum reagierte mit Foren für christliche Jugendliche und Amtsträger, wo "gesellschaftliche Kräfte" dem Einfluss kritischer Künstler nicht nur auf christliche Jugendliche entgegenwirken sollten. Nach der Friedlichen Revolution lud die Junge Gemeinde Jüterbog Stefan Krawczyk ungehindert zu

Sie sind herzlich eingeladen.
Eugen Meckel
Leiter des Landesbüros Brandenburg



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Termin

Donnerstag, 31.05.18
19:30-21:30 Uhr

Teilnahmepauschale
keine

Veranstaltungsort

Mönchenkirchplatz 4
14913 Jüterbog

Ansprechpartner_in

E. Meckel

Kontaktanschrift

Friedrich-Ebert-Stiftung
Landesbüro Brandenburg
Hermann-Elflein-Str. 30/31
14467 Potsdam
Tel. 0331-292555, 275880 und 297619
Fax 0331-2803356



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