Wie Elektromobilität gelingen kann

Die Verkehrswende wird auch in der arabischen Welt hitzig diskutiert. Eine FES-Delegation entwickelt Empfehlungen für Vorreiter Jordanien.

Bild: Gruppenbild vor der FES von Franziska Wehinger

Bild: Graphic Recording Anne Lehmann von Stephanie Leisten

Bild: Präsentation der jordanischen Delegation beim Mobility Lab von Stephanie Leisten

Worin sich Jordanien von einigen europäischen Ländern wie Deutschland unterscheidet, ist, dass die pure Anzahl von Elektroautos auf den Straßen bereits eine kritische Masse erreicht hat. Neben Norwegen gilt Jordanien als weltweiter Elektromobilitätspionier. Allein im Jahr 2018 waren rund 18.000 Elektroautos auf Jordaniens Straßen unterwegs, wohingegen in Berlin bis dato nur 6.000 registriert waren. Wie kommt das? Um Elektrofahrzeuge deutlich attraktiver zu machen, hat Jordanien im Jahr 2015 die Einfuhrzölle und Steuern auf Elektroautos auf Null gesenkt. Schlagartig kauften jordanische Unternehmen, Jordanier_innen und auch die öffentliche Hand u.a. Tausende von Nissan Leafs und Hyundai Ioniqs.

Vorreiter mit Nachholbedarf

Während Jordaniens im privaten E-Personenverkehr international Vorreiter ist, besteht im öffentlichen Personennah- und Fernverkehr und der (Netz-)Infrastruktur jedoch eindeutig Nachholbedarf. So gibt es beispielweise in Berlin rund 500 Aufladestationen für Elektroautos. Hingegen stehen in Jordanien nur acht öffentliche Aufladestationen für die rund 18.000 E-Autos zur Verfügung. Außerdem wächst in Jordanien die Zahl privater Verkehrsmitteln noch immer stark. Dies liegt unter anderem daran, dass das eigene Auto weiterhin ein machtvolles Statussymbol ist und es Lücken in der öffentlichen Nah- und Fernverkehrsinfrastruktur gibt. Zudem ist diese noch weit von einem Umstieg auf Elektromobilität entfernt, was auch an den wenigen Aufladestationen liegt.

Delegationsreise mündet in Empfehlungen für jordanische Infrastruktur

Diese unterschiedlichen Entwicklungsstände und Herausforderungen beim Ausbau von Elektromobilität machen deutlich, dass Jordanien und Deutschland viel voneinander lernen können. Deshalb organisierte das regionale Klima- und Energieprojekt der Friedrich-Ebert-Stiftung im Mai 2019 eine arabische Delegationsreise nach Berlin, die einen produktiven Austausch zwischen Verkehrsministerien, Stadtverwaltungen und Verkehrsbetriebe aus Deutschland ermöglichte.

Die Delegationsteilnehmer_innen aus Jordanien und Ägypten leiteten aus ihren Austausch mit den deutschen Expert_innen aus Politik und Wirtschaft Empfehlungen ab:

  • Ausbau und Verbesserung des Ladenetzes für elektronische Fahrzeuge
  • Zunehmende Forschung, Aufklärung und Sensibilisierung auch innerhalb der Zivilbevölkerung zu Gunsten des Ausbaus von alternativen und elektronischen Verkehrsmitteln
  • Pilotprojekte im öffentlichen Nah- und Fernverkehr
  • Förderung der Diversifizierung von Verkehrsmitteln, wie z.B. von Alternativen wie E-Bikes oder E-Scootern
  • Förderung und der Ausbau von intersektionalen Kooperationen (z.B. die Zusammenarbeit mit innovativen Start-Ups im Bereich der Elektromobilität)

Diese Empfehlungen wurden an das jordanische Verkehrs- und Umweltministerium, die Stadtverwaltung Amman sowie die staatliche Stromregulierungsbehörde (EMRC) weitergeleitet und auf Einladung des Regionalen Klima- und Energieprojektes der FES gemeinsam diskutiert. Am Ende steht, dass sich insbesondere Jordanien nicht zu verstecken braucht. Deutschland bleibt ein wichtiges Vorbild hinsichtlich des öffentlichen Verkehrs und der Diversifizierung und kann in anderen Bereichen von einem Süd-Nord Austausch deutlich profitieren.

Franziska Wehingerist Regionale Projektleiterin Klima & Energie der Friedrich-Ebert-Stiftung im Nahen/Mittleren Osten und Nordafrika mit Sitz in Amman/Jordanien. Zentrale Themen des Projektes  sind  Energietransformation, internationale Klimapolitik und nachhaltige Stadtentwicklung.

Weiterführende Informationen finden Sie auch auf der Regionalen Webseite der FES.

Recommendations on E-Mobility in Jordan

based on a delegation trip to Germany
Amman, 2019

Publikation herunterladen (1,8 MB, PDF-File)


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