Nr: 17
Name: Die Kommune

Wie kann Integration in den Kommunen gelingen?

Inhalt:

  • Die Gemeinde als wichtigster Ort der Integration
  • Freiwillige Leistungen der Kommunen
  • Integration braucht gute (Aus-)Bildung und Arbeitsmöglichkeiten
  • Wie gelingt Integration?

Sabine Müller, Integrationsbeauftragte Stadt Worms

Wie kann Integration in den Kommunen gelingen?


Neue Heimat Deutschland

Einwanderung, Auswanderung, Aufnahme von Geflüchteten: Dies alles hat es schon immer gegeben, seit Menschen diese Welt bevölkern. Deutschland nahm direkt nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Mio. Kriegsflüchtlinge auf. Ab 1960 kamen dann viele Menschen zur Arbeitsaufnahme aus Italien, Spanien und der Türkei als sog. „Gastarbeiter“ nach Deutschland.

Mit der EU-Osterweiterung 2005 trat dann das Zuwanderungsgesetz in Kraft, welches erstmals eine zielgerichtete Integration von Neubürger_innen (z.B. mit Sprachkursen) vorsieht. Seitdem sind viele Menschen aus Mitteleuropa nach Deutschland gekommen, um zu arbeiten und sich hier niederzulassen.

Ebenso gab es – bedingt durch Kriege und Kriegsfolgen, aber auch Umweltkatastrophen, mehr Menschen, die auf der Flucht vor Gewalt, Terror und Verfolgung nach Deutschland gekommen sind.


Die Gemeinde als wichtigster Ort der Integration

In der Kommune, also in der Gemeinde oder Stadt, in der die neu zugezogenen Menschen leben, haben sie ihren Lebensmittelpunkt.

  • Hier wohnen sie und besuchen zum Erlernen der deutschen Sprache einen Integrationssprachkurs. In ihrem nahen Wohnumfeld besuchen ihre Kinder den Kindergarten oder die Schule, finden hier neue Freunde und leben sich in die Gemeinschaft ein.

  • In den Kommunen beantragen die Neuzugezogenen ihre Arbeitserlaubnis oder können ihre ausländerrechtlichen Angelegenheiten klären. Zugleich bietet die Kommune staatliche Leistungen für die Menschen an, wie die Kinderbetreuung in den Kindertagesstätten, die Müllentsorgung, die An- und Abmeldungen bei Anmietung einer Wohnung und die Bewilligung von Wohngeld und Sozialhilfe.

  • In vielen Kommunen gibt es Anlaufstellen, wie Migrationsberatungsstellen und Freiwilligenagenturen oder Mehrgenerationenhäuser, in denen Neuzugewanderte Unterstützung und Informationen zur Eingewöhnung in Deutschland erhalten können.

  • Viele Ehrenamtliche unterstützen zusätzlich bei der Wohnung- und Arbeitsplatzsuche.

  • Alle diese Anlaufstellen informieren auch über zusätzliche Angebote in der jeweiligen Kommune, z.B. ob es in ihrer Kommune einen Sprachmittlerdienst oder Integrationslotsen gibt, die bei den Behördengängen begleiten und den Kontakt zu Migrantenvereinen herstellen können.

  • Häufig helfen in größeren Gemeinden auch hauptamtliche kommunale Integrationsbeauftragte beim Einleben in der neuen Heimat.


Wenn eine Gemeinde es schafft, gemeinsam mit Wohlfahrtsverbänden, den lokalen Gewerbe- und Industriebetrieben, Weiterbildungseinrichtungen und Vereinen ein Integrationskonzept zu entwickeln, dann sind die Weichen gestellt für ein gutes Zusammenleben verschiedener Kulturen vor Ort.


Freiwillige Leistungen der Kommunen

Viele Aufgaben zur Integration sind freiwillige Leistungen der Kommunen. Durch die Flüchtlingskrise 2015/16 kamen viele neue Herausforderungen auf die Kommunen zu. Bei deren Bewältigung erhalten die Kommunen in Rheinland-Pfalz, wie auch in den anderen Bundesländern, zusätzliche finanzielle Unterstützung durch den Bund.

Während es in der Anfangsphase der Flüchtlingswelle zunächst um Verteilung, Unterbringung und humanitäre Erstversorgung ging, geht es heute um Integration, nämlich den Zugang zu Sprachkursen, Bildung, Ausbildung und Arbeit.

Da diese hohen Zuzugszahlen nicht vorherzusehen waren, sind die Kommunen nun gefordert, möglichst schnell bezahlbaren Wohnraum und Kindergarten- und Schulplätze zur Verfügung zu stellen.


Integration braucht gute (Aus-)Bildung und Arbeitsmöglichkeiten

Die interkulturelle Aus- und Weiterbildung der Verwaltungsmitarbeiter_innen sowie des pädagogischen Personals in den Kindertagesstätten und Schulen gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Kommune.

Z.B. kann die Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte, die in vielen Kommunen neu eingestellt wurde, Migrant_innen und ihre Kinder schneller in das fremde Schul- und Bildungssystem eingewöhnen.

Viele Kommunen bauen das Angebot von kommunal finanziertem Deutschunterricht aus und haben in Kooperation mit der Arbeitsagentur, Jobcenter, lokalen Arbeitgebern und den Kammern ein Netzwerk geschaffen, um Praktika anzubieten und die Zugänge zu Ausbildungs- und Arbeitsangeboten zu erleichtern.

Denn die Integration durch Arbeit ist ein wichtiger Baustein der gelingenden Integration. Wer von der Arbeit ausgeschlossen ist, dem fehlt ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe. Aufgrund des demografischen Wandels und dem Fachkräftemangels sind die Arbeitgeber gerne bereit, gerade jüngeren Flüchtlingen, welche bereits über ein gutes Sprachniveau verfügen, über Praktika, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung in ihren Betrieb einzugliedern.


Wie gelingt Integration?

Die gesellschaftliche und soziale Integration gelingt dann, wenn diese von den Bürger_innen und den neu zugewanderten Menschen als Chance gesehen wird. Informationsangebote, Hilfe zur Selbsthilfe und Angebote für persönliche Begegnungen und zwischenmenschliche Kontakt sind wichtig und können von den ansässigen Einwohner_innen organisiert werden.

Dann ist es für die neu zugezogenen Bürger_innen leichter, sich im Verwaltungs- und Regeldickicht der staatlichen Stellen zurechtzufinden und sich am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben ihrer Gemeinde zu beteiligen.


Eine PDF zum Download des Textes ist in Bearbeitung und wird nachgereicht.


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