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Gute Arbeit im 5-Minuten-Takt? Neue Studie zur Hamburger Mobilitätswende erschienen

Eine Studie von ver.di und der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt auf, welche Folgen der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Hamburg für die Beschäftigten, die Personalentwicklung und die Personalkosten hat. Hier finden Sie die Studie im Download und weitere Informationen.

 

Seit 2018 hat die Verkehrspolitik in Hamburg eine veränderte Zielsetzung bekommen: der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) soll bei der Verkehrswende im Zentrum stehen und bis 2030 deutlich ausgebaut werden, für mehr Klimaschutz und um die Mobilitätsbedarfe einer wachsenden Stadt sozial gerecht erfüllen zu können. Dafür hat die Stadt Hamburg eine umfangreiche Angebotserweiterung des öffentlichen Verkehrsangebots beschlossen, den sogenannten Hamburg-Takt.

 

Über die Folgen des Hamburg-Takts für die Beschäftigten im ÖPNV wurde dabei bislang wenig gesprochen. Eine Studie im Auftrag des ver.di-Landesbezirks Hamburg und der Friedrich-Ebert-Stiftung beleuchtet diese Dimension, rechnet den Personalbedarf und die Personalkosten hoch und macht Vorschläge für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

 

Im Folgenden finden Sie einige ausgewählte Ergebnisse:

Beschäftigungszuwachs im Hamburger ÖPNV

Bei den drei größten Hamburger Nahverkehrsunternehmen Hochbahn, VHH und S-Bahn Hamburg arbeiten rund 10.000 Beschäftigte. Alle drei Nahverkehrsunternehmen haben in den vergangenen Jahren Personal aufgebaut. Die Beschäftigung stieg bei Hochbahn und VHH besonders deutlich ab dem Jahr 2019, was den Beginn der Angebotsoffensive im Nahverkehr widerspiegelt.

Die größte Beschäftigtengruppe bilden dabei die mehr als 4.700 Busfahrer*innen bei Hochbahn und VHH. In absoluten Zahlen sind seit 2018 in Hamburg 766 neue Vollzeit-Stellen für Busfahrer*innen entstanden.

 

Beschäftigungsprognose im Hamburger ÖPNV bis 2030

Die Modellrechnung im Rahmen dieses Gutachtens betrachtet sowohl den angebotsbedingten „Erweiterungsbedarf“ – also den Mehrbedarf an Personal durch die Kapazitätsausweitungen des Hamburg-Takts – als auch den „Ersatzbedarf“, bedingt durch die voraussichtlichen Renteneinritte von Beschäftigten bis 2030.

Den Berechnungen der Studie zu Folge benötigen die Hamburger Verkehrsunternehmen bis 2030 fast 2.000 zusätzliche Stellen im Fahrdienst für die Angebotserweiterung und 2.260 Stellen, die aufgrund des Renteneintritts jetziger Mitarbeiter*innen nachbesetzt werden müssen.

 

Zusätzliche Personalkosten bis 2030: rund 550 Millionen Euro

Auf die städtischen Nahverkehrsunternehmen Hochbahn und VHH kommen allein durch die Angebotsausweitung im Rahmen des Hamburg-Takts zusätzliche Personalkosten für den Beschäftigungsaufbau in den Fahrdiensten in Höhe von gut 480 Millionen Euro bis 2030 zu. Für die S-Bahn Hamburg belaufen sich die zusätzlichen Personalkosten nach unseren Berechnungen auf über 70 Millionen Euro bis 2030. Zusammengenomen werden also die durch den Hamburg-Takt entstehenden zusätzlichen Personalkosten bis 2030 in den Fahrdiensten rund 550 Millionen Euro betragen.

 

Gute Arbeit im ÖPNV ist Voraussetzung für Personalgewinnung

Der große Personalbedarf im Hamburger ÖPNV wird sich positiv auf den Hamburger Arbeitsmarkt auswirken. Es gibt Stellen in verschiedenen Qualifikationsniveaus und auch für ältere Arbeitnehmer*innen und Quereinsteiger*innen. Um den großen Personalbedarf auch zu decken sind jedoch gute Arbeitsbedingungen eine zentrale Voraussetzung im sich verschärfenden Wettbewerb um Arbeitskräfte. Die Betriebsräte der Hamburger ÖPNV-Unternehmen nennen als aktuelle Belastungen die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf (insbesondere durch Schichtdienste), hohe psychische Belastungen im Fahrdienst (insbesondere bei Busfahrer*innen) und die für die teure Stadt Hamburg zu niedrigen Löhne und Gehälter. Auf diese Faktoren muss geachtet werden, damit die Hamburger Mobilitätswende ein Erfolg wird.

 

Hintergrundinformationen:

Die Studie im Auftrag von ver.di und der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde von wmp consult – Wilke Maack GmbH durchgeführt. Autorinnen sind Dr. Judith Beile, Katrin Schmid

 

Methoden:

  • Auswertung von Geschäftsberichten der Hamburger Nahverkehrsunternehmen,
  • leitfadengestützte Interviews mit Betriebsratsvertreter*innen der drei großen Hamburger Nahverkehrsunternehmen Hamburger Hochbahn, VHH und S-Bahn Hamburg sowie der Geschäftsführung des HVV sowie
  • eine Online-Befragung unter Betriebsratsmitgliedern der Hamburger Nahverkehrsunternehmen

 

 

Eine Studie im Auftrag von:

Beile, Judith; Schmid, Katrin

Gute Arbeit im 5-Minuten-Takt?

Auswirkungen der Hamburger Verkehrswende auf die Beschäftigten und Kosten im ÖPNV
Hamburg, 2021

Publikation herunterladen (1,5 MB, PDF-File)


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