| Jane Leftwich Curry /Joan Barth Urban (eds.): The Left Transformed in Post-Communist Societies. The Cases of East-Central Europe, Russia, and Ukraine | |||||||||||||||||||
| Heft 1/2006 | |||||||||||||||||||
| Lanham, Boulder, New York, Oxford 2003 Rowman & Littlefield Publishers, 284 + XII S. |
|||||||||||||||||||
|
Die beiden amerikanischen Politologinnen begannen Anfang der 1990er Jahre, sich für das Schicksal der damals schon fast abgeschriebenen kommunistischen Parteien zu interessieren und verfolgten deren Wandlungsprozess in den folgenden zehn Jahren. Das Buch entstand aus einer Konferenz, die sie im Oktober 1999 in Warschau mit polnischen Partnern organisierten. Es zeichnet die Entwicklung von sechs der ehemaligen Staatsparteien nach, nämlich der polnischen, der ungarischen, der litauischen, der ostdeutschen, der russischen und der ukrainischen Partei. Damit ist auch ein Spektrum zwischen „Sozialdemokratisierung“ und „Neo-Leninismus“ abgedeckt, wie es die Herausgeber, die auch den Beitrag zu Polen sowie Einleitung und Schluss/Überblicksvergleich geschrieben haben, bezeichnen. Leider fehlen damit einige Länder und Fälle, die wichtige andere Entwicklungsverläufe repräsentieren, nämlich Tschechien mit seiner relativ orthodoxen KP, die das Feld der linken Mitte einer historischen sozialdemokratischen Partei überlassen musste, was sonst in keinem Transformationsland der Fall war, und der Balkan, der völlig herausfällt. Auch die beiden Überblicksbeiträge zu Beginn und am Schluss des Sammelbandes gehen wenig über diese regionalen Grenzen hinaus, auch wenn sie einige allgemeine Überlegungen anstellen. Die Beiträge zu den ausgewählten Ländern sind für einen Sammelband relativ homogen. Von der Länge fällt nur der sehr ausführliche Aufsatz zu Polen aus dem Rahmen. Alle Beiträge sind stark historisch-deskriptiv ausgerichtet. Sie schildern die Entwicklung der jeweiligen Parteien vor allem seit 1989 bis etwa 2002. Neben dem politischen Prozess finden sich fast immer Kapitel zu Programmatik, Ideologie, Wählerschaft, Organisation. Etwas aus dem Rahmen fällt der Artikel zu Litauen, der nicht nur die postkommunistische, sondern auch die sozialdemokratische Partei behandelt, was aber nicht zuletzt darin seine Berechtigung findet, dass sich beide 2001 vereinigten. Auch in kleineren Dingen unterscheiden sich die Aufsätze, und eine stärkere redaktionelle Kontrolle hätte gelegentlich gut getan. So finden sich nicht immer Tabellen mit den Wahlergebnissen, obwohl sie sicher nützlich wären. Die Beiträge zu Polen und Ostdeutschland benutzen die Abkürzungen in der Originalsprache (also PDS oder SLD), während in den übrigen Artikeln die englischen Übersetzungen (z.B. HSP) benutzt werden. Tabelle 3.3. auf Seite 121 weist zweimal zwei Spalten auf, die unter den Überschriften „Number of Individual Members“ und „Total Membership“ jeweils für alle Jahre von 1992-2001 genau die gleichen Zahlen angeben. Anscheinend gab es gar keine anderen als individuelle Mitglieder, was eine entsprechende Spalte überflüssig macht. Insgesamt gibt das Buch einen guten Überblick zu den betrachteten Parteien. Es bleibt aber weitgehend deskriptiv und analytische Kategorien (z.B. ausgehend von Kitschelt, der gelegentlich herangezogen wird) finden nur punktuell und nicht als systematische Orientierung Eingang in die Untersuchung. Auch das Etikett „Neo-Leninismus“ erscheint für die russische und ukrainische KP angesichts ihrer inneren politisch-ideologischen Diversität wenig angebracht. Deutlich wird die Sonderrolle der ostdeutschen PDS, da sie weder den liberalen, euro-atlantischen Kurs der ostmitteleuropäischen Reformkommunisten noch den nationalkommunistischen der osteuropäischen verfolgt. Die Stärke des Buches liegt eher im Detail, das erlaubt, die Ursachen für die unterschiedliche Entwicklung und dann diese Entwicklung selbst nachzuvollziehen, als in einer klaren analytischen Perspektive, der die einzelnen Fallstudien folgen würden.
|
|||||||||||||||||||
| << zurück Rezensionen/ Übersicht | |||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||