Menschenrechtspreis 2008

Zhanna Litvina, Weißrussland

Zum politischen Kontext

Jeder Mensch hat das Recht auf Meinungsfreiheit und Meinungsäußerung, aber auch auf einen ungehinderten Zugang zu freien und vielfältigen Informationsquellen (Artikel 19 der Menschenrechtscharta der UNO). Die Medien spielen in diesem Kontext als Mittler eine wichtige Rolle. Sie sind für unabhängige Berichte über Geschehnisse im In- und Ausland unentbehrlich. Problematisch wird es jedoch, wenn die Regierung in einem Land keinen freien Journalismus zulässt, um die Missstände im Land nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen.

Im autoritär regierten Weißrussland , sollen die Medien der Regierung zugute kommen und dürfen daher keine Kritik an ihr ausüben. Besonders schwer haben es Journalistinnen und Journalisten, die trotz aller Hürden ihrer eigentlichen Arbeit, der unabhängigen Berichterstattung, nachgehen wollen.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung setzt sich im Rahmen ihrer Arbeit im Bereich der Demokratieförderung dafür ein, dass weißrussische Medien zu einer offenen Plattform für die Artikulation unterschiedlicher Interessen in Staat, Politik und Gesellschaft werden und dass demokratische Meinungsbildung und die Kontrolle politischer und wirtschaftlicher Macht sich entwickeln.

Die Preisträgerin

Mit der Verleihung des diesjährigen Menschenrechtspreises an Zhanna Litvina ehrt die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Journalistin, die sich durch ihren mehrjährigen mutigen Einsatz für die Medienfreiheit und den Meinungspluralismus in Weißrussland auszeichnet. Trotz aller Einschüchterungsversuche und Bedrohungen kämpft Frau Litvina und der von ihr geleitete Journalistenverband gegen die staatliche Kontrolle der Massenmedien. Für den Westen ist Frau Litvina das Sprachrohr, das über den Umgang mit der Medienfreiheit in Weißrussland Auskunft geben kann.

Zhanna Litvina, geboren am 30. August 1954 in Minsk, ist seit 1995 die Vorsitzende des weißrussischen Journalistenverbandes. Nach dem Journalistikstudium an der Belarussischen Staatlichen Universität war Frau Litvina für knapp zwanzig Jahre beim staatlichen Fernseh- und Radiosender tätig. Dort leitete sie die Chefredaktion der Sendungen für Jugendliche. Im Jahre 1995, nach der Entlassung vom staatlichen Radiosender, gründete Frau Litvina zusammen mit ihren Kollegen, einen unabhängigen Stadtradiosender „Radio 101,2“, ein Informations- und Musiksender. Junge professionelle Moderatoren, kritische Berichterstattungen sowie Autorenprogramme von BBC und DW machten den Radiosender zum erfolgreichsten und populärsten FM-Radio in Belarus bis er im Jahr 1996 von den weißrussischen Behörden geschlossen wurde.

Sie war außerdem Chefredakteurin des Radiosenders „Belorusskaja Molodjeschnaja“, der ebenso aus politischen Gründen geschlossen wurde.

Von 1994 bis1999 leitete Frau Litvina das Büro des Radiosenders „Liberty“ („Radio Swoboda“) in Minsk.

Weisrussischer Journalistenverband

Gegründet wurde der Verband im Jahr 1995 auf Initiative einer Gruppe von Journalisten, die sich gegen die Entlassung von Journalisten wehren wollte. Frau Litvina wurde einstimmig als Vorsitzende gewählt.

Schwerpunktsarbeit des Verbandes ist der Schutz des Rechtes der Journalisten. Der Verband organisiert Konferenzen und bietet Seminare sowie Weiterbildungsprogramme an.

In den ersten Jahren der Tätigkeit hat die Assoziation Kontakte mit mehreren internationalen Organisationen aufgebaut unter anderem die „Internationale Föderation der Journalisten“ (IFJ), “Article 19”, “Reporter ohne Grenzen”, „Komitee des Schutzes von Journalisten“ (CPJ), „Internationale Assoziation der Zeitungen“ (WAN), bzw. „Europäische Föderation der Journalisten“ (EFJ).

Die Organisation wurde durch mehrere internationale Preise ausgezeichnet. Im Jahre 2003 hat der Verband die “Goldene Feder der Freiheit” bekommen. Zudem wurde der Verband im 2004 von Europaparlament mit den „Sacharow-Preis “ ausgezeichnet.

Zur Zeit hat der Verband 1.200 Mitglieder, darunter sowohl Mitarbeiter der stattlichen als auch der nichtstaatlichen Massenmedien.

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