Menschenrechtspreis 1999

Kailash Satyarthi, Indien

Zum politischen Kontext

Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) in Genf hat am 17.6.1999 die Konvention Nr. 182 verabschiedet, welche die schlimmsten Formen von Kinderarbeit weltweit bekämpfen und zurückdrängen soll. In ihr verpflichten sich alle Vertragsstaaten, durch Ratifizierung und entsprechende nationale Umsetzung der Konvention dafür zu sorgen, dass das Unrecht der Ausbeutung von Kindern unter 18 Jahren beendet wird.

Nach heutigen Angaben der IAO werden weltweit immer noch rund 246 Millionen Kinder dazu gezwungen, in z.B. Textilfabriken oder Minen zu arbeiten. Die größte Anzahl der Kinderarbeitenden lebt in Asien. Den Kindern wird verwehrt, eine adäquate Schulbildung zu erlangen. Zudem erleiden alle Kinder physische und psychische Schäden durch Misshandlungen, lange Arbeitszeiten, schlechte Ernährung sowie Krankheiten aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen.

Schon 6-jährige werden von der Familie dazu angehalten, entweder im hauseigenen Betrieb oder in der Industrie zu arbeiten, um den Lebensunterhalt mit zu finanzieren. Sehr häufig geraten Kinder in „Knechtschaft“, um die Schuld ihrer Eltern zu begleichen, die vielfach durch Wucherzinsen eines Kredits gestiegen sind. Auch zahlreiche Fälle sind bekannt geworden, in denen Familien ihre Kinder an Unternehmer verkaufen.

Der Preisträger

Die Friedrich-Ebert-Stiftung ehrte am 11.Mai 1999 Kailash Satyarthi für seinen unermüdlichen Einsatz gegen Kinderskalverei in Südasien. Im Jahr 1980 wurde er als Generalsekretär der „Bonded Labour Liberation Front“ gewählt und setzt sich seither dafür ein, dass soziale Ungerechtigkeit und Sklaverei, speziell die von Kindern, abgeschafft wird. 1989 ist er Mitbegründer des Südasiatischen Bündnisses gegen Kindersklaverei (South Asian Coalition on Child Servitude - SACCS). Das Bündnis umfaßt über 470 Partnerorganisationen in Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesh, Bhutan und Sri Lanka. Seit 1992 fungiert er als Vorsitzender der SACCS. Kailash Satyarthi ist maßgeblich daran beteiligt, dass 1994 das 'Rugmark'-Kontrollsiegels eingeführt wird, welches Produkte kennzeichnet, die aus überprüften Betrieben ohne Kinderarbeitende stammen. Des weiteren wurden aufgrund des Engagements von Kailash Satyarthi die Rehabilitationszentren 'Mukti Ashram' in Delhi und 'Bal Ashram' in Jaipur für ehemalige Kindersklaven erbaut. Inzwischen sind 18 Bildungszentren in verschiedenen Staaten Indiens eröffnet worden. Im Jahr 1998 organisierte er den "Weltweiten Marsch gegen Kinderarbeit", der über eine Landstrecke von 80.000 Kilometern durch Asien, Afrika, Amerika, Australien und Europa führte und in Genf endete. Dort sprach Satyarthi im Juni 1998 vor der 86. ILO-Konferenz.

Weitere Informationen

Publikationen
Broschüre zum Menschenrechtspreis 1999

Links zu Publikationen
Übereinkommen 182 Über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, 1999
A future without Child Labour Internationaler Bericht der IAO, 2002
Investing in Every Child An Economic Study of the Costs and Benefits of Eliminating Child Labour Broschüre, International Programme on the Elimination of Child Labour (IPEC), 2003
Indien – Herausforderungen auf dem Weg zur Weltmacht Von Peter Gey, Matthias Jobelius & Renate Tenbusch, Berlin: FES, September 2007

Links
Website der IAO zum Thema Kinderarbeit (Englisch)
Website von Human Rights Watch zum Thema Kinderarbeit (Englisch)
Website von UNICEF Zum Thema: „Child protection from violence, exploitation and abuse”
Website des Referats Asien und Pazifik der FESWebsite des Landesbüros Indien der FES