Zum Tode Helmut Kohls

Ein Nachruf von Kurt Beck, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung

Ein unverwechselbarer Mensch und Politiker ist von uns gegangen. Wenige Menschen haben so konsequent ihre Karriere geplant, vorangetrieben und erkämpft wie Helmut Kohl. Er hat wie wenige polarisiert und dennoch über Jahre in Rheinland-Pfalz und ganz Deutschland breite Zustimmung erreicht.

Aus Anlass seines 80. Geburtstages habe ich meinen festen Eindruck dargelegt, wie sehr der Ministerpräsident, Kanzler, Europäer Helmut Kohl von seiner Kindheit und Jugend in der Kriegs- und Nachkriegszeit im – heutigen – linksrheinischen Rheinland-Pfalz geprägt war. Für Europa, für Frieden zu arbeiten, war ihm ein tiefgreifendes Bedürfnis, das hat man auch als politischer Gegner gespürt und respektiert.

Aus Anlass des Zerfalls des Warschauer Paktes und der Freiheitsbewegung geschickt agiert und zugepackt zu haben, bleibt ein großer Erfolg, auch vor dem Hintergrund der geschichtlichen Betrachtung. Ein geeintes Deutschland und Europa ist sichtbarer Beleg.

Da war aber auch der politische Kämpfer in die eigene Partei hinein und der erbitterte Gegner der "Sozen", wie er zu sagen pflegte.

Das ging so weit, dass er Rudolf Scharping und mir nie "verziehen" hat, dass wir, die "Sozen", in dem von ihm stark geprägten Rheinland-Pfalz in "seiner Staatskanzlei" regierten und mit Malu Dreyer weiter regieren.

Dies machte sich in geradezu kindischen Eingriffen in protokollarische Abläufe Luft. So wurde auf die US-Amerikaner eingewirkt, bei einem Besuch von Präsident Clinton, den Ministerpräsidenten aus Rheinland-Pfalz nicht in der Mitte, erste Sitzreihe zu platzieren, sondern weit am Rande. Ein anderer Ausdruck war eine heftige Auseinandersetzung noch im Bonner NATO-Saal bei einer Ministerpräsidenten-Bundesregierung-Besprechung. Grund, Kritik von Kurt Beck – in lokalen Zeitungen abgedruckt – zu politischen Entscheidungen von Helmut Kohl.

Über die Parteispendenaffäre werden jetzt viele reflektieren, dies will ich nicht. Aber auch dieses Verhalten begründet sich für mich mit einer gewissen Gleichsetzung des Staatsinteresses mit dem Erfolg der CDU. Dieser Erfolg rechtfertigte viel, fast alles? In Teilen der Jungen Union habe ich diese Saat oft wiedererkannt.

Es bleibt, die großen Verdienste zu sehen, den Respekt vor einer großen Lebensleistung lebendig zu halten. Es gilt aber auch zu lernen, in der Politik sind Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen tätig.

Am Ende soll der Dank für das Gute unser Empfinden prägen.

In diesem Sinne, Dank und Anerkennung, Helmut Kohl!