Ungleichheit bremst Wirtschaftswachstum in Deutschland

(Berlin, 28. November 2016) Die zunehmende Ungleichheit in Deutschland schmälert das Wirtschaftswachstum um mehrere Milliarden Euro – zu diesem Ergebnis kommt eine von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Auftrag gegebene Studie.

Weil die Schere bei den Einkommen seit 1991 immer weiter aufgegangen ist, habe das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2015 um knapp 50 Milliarden Euro niedriger gelegen als dies bei gleichbleibender Verteilung der Fall gewesen wäre. Das entspricht einer rund zwei Prozentpunkte geringeren Wachstumsrate über den Gesamtzeitraum (1991-2015), so die Analyse der Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die im Auftrag der FES die Studie erstellt haben.

Dieser Effekt sei vor allem dadurch zu erklären, dass die Bezieher unterer und mittlerer Einkommen weniger in ihre Aus- und Weiterbildung investierten. Auf lange Sicht wachsen dadurch Produktivität und Bruttoinlandsprodukt deutlich geringer. Zwar würde eine ungleichere Verteilung kurz- bis mittelfristig als Ansporn wahrgenommen und die Produktivität zunächst sogar steigern. Dieser positive Anreizeffekt verliert mit der Zeit jedoch an Bedeutung - schlechtere Aus- und Weiterbildung machen sich dann verstärkt bemerkbar.

Kurzfristig zeige sich außerdem, dass die zunehmende Einkommensungleichheit den privaten Konsum dämpfe, da Hocheinkommensbezieher einen größeren Teil ihres Einkommens sparen. Der geringere Konsum würde nur zum Teil dadurch kompensiert, dass auch mehr Geld für Investitionen zur Verfügung steht, die das Wachstum für sich genommen stärken. Letztlich hätte die zunehmende Einkommensungleichheit auch wesentlich zu den häufig kritisierten deutschen Leistungsbilanzüberschüssen beigetragen, die eine potentielle Gefahr für die Finanzmarktstabilität darstellen.

Trotz eines geringeren Anstiegs der Einkommensungleichheit in den letzten Jahren prognostizieren die Forscher auch zukünftig eine Schwächung des Wirtschaftswachstums aufgrund der langfristigen negativen Auswirkung auf das Humankapital.

"Wachsende Ungleichheit ist nicht nur eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch politisch gefährlich und sozial ungerecht", so Dr. Andrä Gärber, Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. "Sie unterwandert die Stabilität unserer Demokratie durch eine zunehmende politische Radikalisierung und die Herrschaft des Geldes. Die soziale Herkunft eines Menschen bestimmt immer mehr seine Zukunft. Alle sind deshalb in der Pflicht, die Ungleichheit abzubauen: die Tarifpartner mit der Stärkung der Tarifbindung und die Politik mit einem besseren Steuervollzug und einer angemessenen Besteuerung von leistungslosem Einkommen aus Vermögen und Erbschaften. Ein dadurch gestärkter, effizienter und innovativer Wohlfahrtsstaat muss die großen Lebensrisiken: Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter umfassend absichern und zielgenau in Bildung investieren, in Kinder, in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf."

Die Studie wird am Nachmittag beim Gleichheitskongress "MEHR GLEICHHEIT - Wirtschaftlich notwendig. Politisch unerlässlich. Sozial gerecht." der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgestellt. Sie ist Teil des Projekts "Gute Gesellschaft – Soziale Demokratie 2017plus", in dessen Rahmen die Stiftung die verschiedenen Ursachen und Wirkungen von Ungleichheit beleuchtet.

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