Würdigung Fritz Erlers zum 50. Todestag

Erler 1956

SPD-Parteitag in München, 10.07.1956 (Foto: J.H. Darchinger / FES)

Erler 1965

Fritz Erler am Schreibtisch in seiner Pforzheimer Wohnung, 15.03.1965 (Foto: J.H. Darchinger / FES)

Erler 1958

SPD-Parteitag in Stuttgart, 20.05.1958 (Foto: J.H. Darchinger / FES)

Erler 1960

SPD-Parteitag in Hannover, 22.11.1960 (Foto: J.H. Darchinger / FES)

Erler 1959

Porträt, 06.1959 (Foto: J.H. Darchinger / FES)

Fritz Erler wurde am 14. Juli 1913 in Berlin geboren.
Bereits im Alter von 15 Jahren wurde er Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend und trat 1931 in die SPD ein. Seit demselben Jahr leitete er den Bezirk Prenzlauer Berg des sozialistischen Jugendverbands.

Als Sohn einer Schneiderin und eines Friseurs besuchte Erler die Oberrealschule und studierte am Verwaltungsseminar Berlin. 1935 wurde er außerplanmäßiger Stadtinspektor im Wohlfahrtsamt Prenzlauer Berg bei der Stadtverwaltung Berlin.

Widerstand und Verhaftung
Nach der Machtergreifung Hitlers widmete sich Erler verstärkt der Widerstandsarbeit gegen das NS-Regime in der sozialistischen Gruppe "Neu Beginnen", etwa reiste er des Öfteren ins benachbarte Ausland und knüpfte dort Verbindungen zu politischen Freunden im Exil.

Im November 1938 wurde Erler durch die Nationalsozialisten verhaftet. Der zweite Senat des Volksgerichtshofes verurteilte ihn wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 10 Jahren Zuchthaus. Er verbrachte seine Haft u.a. in den Zuchthäusern und Lagern Berlins, Aschendorfer Moor (Emsland) und Kassel-Wehlheiden. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs gelang Erler auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau die Flucht. Die letzten Kriegswochen versteckte er sich in Biberach. Dort wurde Erler von der französischen Besatzungsmacht zunächst als Landrat eingesetzt, jedoch Anfang 1946 von den Besatzungsbehörden wegen Beihilfe zur Flucht eines Fremdenlegionärs abgesetzt und für kurze Zeit interniert.

Politische Stationen nach dem Krieg
Nach seiner Entlassung arbeitete Erler ab Juni 1946 ein Jahr bei der Landesregierung Württemberg-Hohenzollern in Tübingen und gehörte als Vertreter der SPD der Verfassungsgebenden Landesversammlung Württemberg-Hohenzollern an. Von 1947 bis 1949 bekleidete er das Amt des Landrates von Tuttlingen. Fritz Erler wurde 1947 Mitglied des ersten Landtages und zog am 14. August 1949 als Kandidat der SPD für den Wahlkreis Tuttlingen-Rottweil in den Deutschen Bundestag ein. Diesem gehörte er bis zu seinem Tod 1967 an.

Während seiner Abgeordnetenzeit übte Fritz Erler mehrere Tätigkeiten im Parlament, in der Bundestagsfraktion, der SPD sowie in weiteren Gremien und Organisationen aus. So wurde Erler 1951 Mitglied des Vorstandes der SPD-Bundestagsfraktion und 1964 als Nachfolger Erich Ollenhauers Fraktionsvorsitzender. In der SPD gehörte Fritz Erler seit 1956 dem Parteivorstand an und wurde zwei Jahre später in das Präsidium der Partei gewählt.

Seine Interessen für Europa und die Außenpolitik waren früh erkennbar:
1949 war Erler Gründungsmitglied des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung, ein Jahr später Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates, 1954 Vizepräsident des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung und 1955 Mitglied der Versammlung der Westeuropäischen Union. 1956 übernahm Erler die Funktion des Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

In den 1950er und 1960er Jahren übte Erler durch sein politisches Wirken enormen Einfluss auf die Außen- und Wehrpolitik der Bundesrepublik aus. Im Parlament war Erler für die SPD von 1952 bis 1957 stellvertretender Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit bzw. Verteidigung. Zunächst entschiedener Gegner, wenn es um die Frage der Wiederbewaffnung Deutschlands ging, wandelte sich Erler im Rahmen der NATO zum Verfechter einer klaren Linie und befürwortete die deutsche Wiederbewaffnung. Erlers Aufstieg zum führenden militärischen Sprecher und sein Kurs in der Verteidigungspolitik brachten ihm gelegentlich auch Unmut innerhalb der eigenen Partei. Gemeinsam mit Brandt und Wehner setze er sich ab 1960 für den neuen Kurs zur "Volkspartei" ein und galt somit als einer der Wegbereiter des Godesberger Programms der SPD.

Der Friedrich-Ebert-Stiftung war Fritz Erler u.a. durch seine Tätigkeit im Gesprächskreis Politik und Wissenschaft zwischen 1963 und 1967 eng verbunden. Er gehörte zu den Gründungsteilnehmern des Gesprächskreises, in welchem Themen wie z.B. "Aktivitäten und Pläne der Friedrich-Ebert-Stiftung gegen die Gefahr einer Rechtsradikalisierung in der Bundesrepublik Deutschland" (1966) debattiert wurden.

Fritz Erler starb am 22. Februar 1967 im Alter von nur 53 Jahren in Pforzheim.

Der Nachlass Fritz Erler (1932-1993) befindet sich im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Über Fritz Erler mehr erfahren

Wichtige Unterlagen werden in seinem Depositum im Archiv der sozialen Demokratie verwahrt.

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