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Das 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965: Strafgericht über die volkseigene Moderne

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Als "Kahlschlag-Plenum" ist nach 1990 zurecht jenes 11. Plenum des ZK der SED des Jahres 1965 bezeichnet worden: unrühmlicher Demonstrationsfall eines über Jahrzehnte programmatisch vorgegebenen und machtpolitisch bis zum Ende uneingeschränkt behaupteten Führungsanspruchs der SED auf allen Gebieten des gesellschaftlichen und geistigen Lebens der DDR - entsprechend auch auf dem Gebiet der Künste und der Literatur. Der Parteiapparat demonstrierte seine Macht als kunstrichterliche Instanz! Die Folgen waren fatal. Eine ganze Jahresproduktion von DEFA-Spielfilmen wurde verboten, wichtige Werke der DDR-Literatur und einzelne Autoren wurden gleichermaßen moralisch wie ästhetisch denunziert, einzelne Vertreter staatlicher Kulturpolitik wurden in kollektive Haftung genommen für die von der Partei unterstellten sozialismusfeindlichen und konterrevolutionären Tendenzen unter der Jugend der DDR. So wurde aus einer ursprünglich zu ökonomischen Problemen geplanten Beratung des Zentralkomitees ein Partei-Tribunal einer ebenso maßlos wie anmaßend seine Verbote und Beschuldigungen verkündenden Staatsgewalt gegen eine große Zahl bedeutender Kulturschaffender des Landes - damit allerdings eine historische Zäsur setzend in der Beziehung von Geist und Macht, deren Auswirkungen auf die Partei bald schon selbst zurückschlagen sollte.

Rückblickend begründet sich mit dem Plenum nichts weniger als der ideologische Anfang vom Ende der DDR. Die bis dahin lange gelebte Bereitschaft vieler Künstler, sich in den Dienst der Partei zu stellen mittels einer politisch engagierten Kunst, erfuhr mit diesem Plenum ihre endgültige Desillusionierung, die sich in den folgenden Jahren noch verstärkend fortsetzen sollte. Denn viele Künstler reagierten entschlossen, aus der Vormundschaft der SED endgültig herauszutreten, sich zu emanzipieren. Die aus dieser Erfahrung gewachsenen Beispiele einer neuen Kunstöffentlichkeit in der DDR nach 1965 weisen bis heute über die Verhältnisse hinaus, unter denen die Werke einst entstanden - und fordern zur kritischen Diskussion nicht nur über Vergangenes heraus.

Bitte benutzen Sie am Veranstaltungstag folgenden Link: www.fes.de/landesbuero-sachsen-anhalt/live-stream



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Termin

Freitag, 04.12.20
11:00-17:30 Uhr

Teilnahmepauschale
keine

Veranstaltungsort

Online

Ansprechpartner_in

Dr. Ringo Wagner

Kontaktanschrift

Friedrich-Ebert-Stiftung
Landesbüro Sachsen-Anhalt
Otto-von-Guericke-Straße 65
39104 Magdeburg
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