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Vorbemerkung
Ruth Brandherm


Die Bezeichnung „Gesellschaft des langen Lebens" verwenden die Japaner zur Charakterisierung der Tatsache, daß die durchschnittliche Lebenserwartung erheblich zugenommen hat und der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt. In Deutschland hat sich im Zeitraum von 1855 bis 1985 die Lebenserwartung von 37,2 Jahren auf 74,6 Jahre verdoppelt. Jeder/jedem von uns steht also heute eine erheblich längere Lebenszeit zur Verfügung.

In unser Bewußtsein ist diese neuartige und einmalige historische Veränderung bisher kaum eingedrungen. Das relativ neue Phänomen des Ruhestandes, die Differenzierung der Lebensphasen in deutlich voneinander abgrenzbare Lebensabschnitte und die historisch weitgehend neuartige Pflegephase sowie die Tatsache, daß in Deutschland im Verlauf der letzten Jahrzehnte durch Fortschritte in der Medizin, der Ernährung und Versorgung der Menschen sowie durch Abwesenheit von Kriegen das Alter als eigenständiger Zeitraum hervortritt, wirft die Frage auf, wie eine Gesellschaft, wie Politik, Wissenschaft und Wirtschaft mit dieser Herausforderung umgehen.

Die „stille Revolution", wie der demographische Wandel von manchen Experten bezeichnet wird, macht grundlegende Veränderungen und Reformen sowohl für die Lebensplanung der/des einzelnen sowie auch für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft und für die sozialen Sicherungssysteme erforderlich.

Mit der Veranstaltung „Gesellschaft des langen Lebens: Sozialgeschichte und Gesellschaftspolitik" am 13. Mai 1996 hat der Gesprächskreis Arbeit und Soziales der Friedrich-Ebert-Stiftung sich das Ziel gesetzt, diese mittel- und langfristigen gesellschaftlichen Veränderungen sowohl in einer aktuellen als auch in einer sozialhistorischen Betrachtungsweise aufzugreifen und kontroverse Positionen zum Stellenwert der herrschenden Ideologie des Individualismus für die Bewältigung der gesellschaftlichen und politischen Zukunftsfragen vorzustellen.

Die Vorträge und Statements der Veranstaltungen sind in der Broschüre abgedruckt. Ich danke allen Referentinnen und Referenten, den ModeratorenInnen und den TeilnehmernInnen für die Mitwirkung und Beteiligung an der Tagung. Für die Organisation und den reibungslosen Ablauf sowie für die Erstellung der Broschüre bedanke ich mich bei meiner Kollegin Maha Rindermann.

Bonn, September 1996
Ruth Brandherm


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Januar 1999

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