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Politik und Gesellschaft Online
International Politics and Society 3/1999

Vorläufige Fassung / Preliminary version

STEPHANY GRIFFTH-JONES
Eine neue internationale Finanzarchitektur zur Eindämmung von Krisengefahr und -ausmaß

Jüngste Finanzkrisen haben in den am meisten betroffenen Ländern das Ergebnis vieler Jahre wirtschaftlicher Entwicklung zunichte gemacht und zu einem starken Anstieg der Armut geführt. Die Schwere dieser Krisen und die Geschwindigkeit ihrer Ausbreitung kamen völlig unvorhergesehen. Die Gefahr massiver kurzfristiger Kapitalflüsse scheint sich als Achillesferse der globalisierten Wirtschaft und der Marktwirtschaft in Entwicklungsländern zu erweisen. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um künftigen Krisen vorzubeugen und besser mit ihnen umgehen zu können, wenn sie denn auftreten. Einige dieser Maßnahmen können innerhalb der bestehenden institutionellen Arrangements getroffen werden, oder mit Hilfe einer gewissen Weiterentwicklung bestehender internationaler Institutionen. Es geht darum, ordnungspolitische Lücken zu füllen (besonders in bezug auf offene Investmentfonds und Hedge Funds) und die Kreditvergabe von Banken besser zu regulieren, um übermäßige Schwankungen in Kapitalzu- und -abflüssen zu verhindern. Außerdem bedarf es neuer Mechanismen im IWF, die den Zahlungsbilanzkrisen angemessen sind, welche aufgrund von Kapitalbewegungen entstehen. Ein geeigneter Weg scheinen "Schattenprogramme" mit präventiver Konditionalität zu sein. Sie wären zu vereinbaren, bevor eine Krise ausbricht, und würden beim Auftreten von Krisen eine schnelle Auszahlung ohne zusätzliche Konditionalität vorsehen. Eine neue Finanzarchitektur, die den Entwicklungserfordernissen im Rahmen der Globalisierung Rechnung trägt, müßte jedoch noch weiter gehen. Voll entwickelt müßte sie eine Weltfinanzbehörde umfassen, die Kapitalflüsse umsichtig und konsequent über Landesgrenzen und Finanzsektoren hinweg reguliert. Eine solche Weltfinanzbehörde könnte auf Praktiken aufbauen, die von der BIZ und der IOSCO bereits entwickelt wurden. Ein sehr wichtiger, aber noch unvollständiger Schritt in diese Richtung war die Einrichtung des Forums für Finanzmarktstabilität. Weiterhin müßte eine angemessene Finanzarchitektur dafür sorgen, daß Ländern in Not mehr offizielle Liquidität zur Verfügung steht. Hierfür gilt es, institutionelle Mechanismen bereitzustellen. Eine Möglichkeit wäre, daß die BIZ Mittel von den G-10-Zentralbanken weiterleitet. Konditionalität in Krisen sollte so ausgerichtet sein, daß sie das Vertrauen in den Markt stärkt, und nicht schwächt. Zu guter Letzt ist es erforderlich, Verfahren und Institutionen für Schuldenvergleiche und Moratorien zu entwickeln, damit der Schuldner nicht die gesamte Last der Krise zu tragen hat. Obwohl internationale Maßnahmen von entscheidender Bedeutung sind, müssen die Länder selbstverständlich auch das Ihrige tun, um Währungskrisen vorzubeugen und besser mit ihnen umgehen zu können. Hierzu gehören antizyklische Wirtschaftspolitik, bessere Ordnungspolitik, Stärkung des inländischen Finanzsystems und umsichtigere Öffnung von Kapitalkonten, gegebenenfalls flankiert durch marktabhängige Maßnahmen zur Begrenzung von übermäßigen Kapitalzuflüssen.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition julia gudelius | Juni 1999