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Politik und Gesellschaft Online
International Politics and Society 2/1999

 

HANS-JOACHIM SPANGER

Der Euro und die transatlantischen Beziehungen:
eine geo-ökonomische Perspektive

Vorläufige Fassung / Preliminary version

Die Einführung des Euro ist die wichtigste währungspolitische Entscheidung seit dem Ende des Bretton-Woods-Systems. Er vollendet den europäischen Binnenmarkt und hebt diesen an Größe und Unabhängigkeit auf eine Stufe mit den USA. Zugleich stellt er eine weitreichende Herausforderung dar – für Europa ebenso wie für das internationale Währungssystem. Zumal im transatlantischen Verhältnis erfolgt seine Einführung in einer nachgerade klassischen Nullsummen-Konstellation, denn was der Euro zu gewinnen ansteht, droht der US-Dollar als gegenwärtig einzige Leitwährung von Rang zu verlieren. Das kann für die USA einschneidende Konsequenzen haben, von denen Kursrückgänge des Dollar infolge von Portfolio- und Reserveverlagerungen noch die geringsten sind. Gravierender wird sein, daß die USA das Privileg einbüßen, ihr ungebremst wachsendes Leistungsbilanzdefizit ungeschmälert in der eigenen Währung finanzieren zu können. Eine Kombination aus fühlbaren währungspolitischen Positionsverlusten und einer nicht minder fühlbaren Erlahmung der von einer Spekulationsblase angetriebenen Wirtschaftskonjunktur wäre ein geradezu idealer Boden, um in den USA geoökonomische Reaktionen in Gestalt eines Euro bashing zu provozieren. Das Muster ist vertraut, denn schon vor zehn Jahren dokumentierten die USA mit ihrem Japan bashing, wie sie im Zeichen eigener – realer oder eingebildeter - Schwäche mit der vermeintlichen Intransigenz ihrer Wirtschaftspartner umzugehen geneigt sind. Und die jüngsten handelspolitischen Konflikte um Bananen und hormonbehandeltes Rindfleisch lassen erahnen, was auf die transatlantischen Beziehungen zukommen könnte – gerade weil sie sich vor dem Hintergrund des einstweilen noch ungebrochenen amerikanischen Triumphalismus entfalten.

Die resultierende Gefahr einer Eskalationsspirale gilt es im wohlverstandenen eigenen Interesse frühzeitig einzuhegen. Auch diktiert die gemeinsame Verantwortung für die Weltwirtschaft, daß die Währungsrelationen zwischen den drei großen Wirtschaftsblöcken stabilisiert werden. Es waren nicht zuletzt die erratisch ausschlagenden Dollar-Yen-Kurse, die die südostasiatischen Volkswirtschaften in die Krise trieben – mit den bekannten Folgen auch für die nördliche Hemisphäre. Das erfordert weit mehr als nur eine punktuelle Kooperation zur Eindämmung einer virulenten Krise, sondern einen bereits heute zu institutionalisierenden stetigen Informationsaustausch mit der Perspektive einer auch makroökonomisch erweiterten Koordination. Dazu bietet sich als angemessener Rahmen nicht die G-7, sondern eine neu etablierte G-3 an, die die Notenbank-Gouverneure und Finanzminister der USA und Japans sowie von seiten der Europäischen Union den Präsidenten der Europäischen Zentralbank und den Vorsitzenden des Rates der Wirtschafts- und Finanzminister zusammenführt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition juliag | April 1999