Wie waren Kindheit und Jugend in der DDR von Staatswegen vorgesehen? Welche Erwartungen verbanden SED und FDJ mit „ihren“ Jugendlichen? Wie funktionierte das sozialismustypische Verhalten aus Anpassung, überzeugtem Mitmachen oder Rebellion in Schule, Ausbildung, Studium und im Alltag? Welche Freiräume gab es und wie wurden sie genutzt? Welchen Platz konnten dabei die Kirchen einnehmen? Und wie wurden Reglementierungen und Einschränkungen wie etwa bei Rockmusik, Konsum, Freizeitverhalten oder gar beim Reisen hingenommen, infrage gestellt oder umgangen?
Diese Fragen thematisierte am 11. und 12. Mai 2017 das nunmehr 28. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung unter der Überschrift „Jung sein in der DDR“.
Jung sein in der DDR bedeutete jung sein in einer Diktatur, deren erklärtes Anliegen es war, ihre Jugendlichen zu sozialistischen Persönlichkeiten heranzuziehen. Dabei genügte es Partei und Staat zunehmend, dass das eingeforderte Bekenntnis zu SED und DDR mehrheitlich als Lippenbekenntnis für die eigene Lebensplanung denn aus innerer Überzeugung rührte. Selbst als Ende der 1980er Jahre gerade junge Leute zu Hunderttausenden das Land mit Ausreiseanträgen oder Flucht verließen, beschwor die SED ihre Jugendlichen und die FDJ bis zuletzt als „Kampfreserve der Partei“.
Zu den Gästen dieses 28. Bautzen-Forums gehörten namhafte Gesprächspartner, Zeitzeugen und Politiker wie der ehemalige Außenminister Markus Meckel, der frühere Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche Christoph Wonneberger und der renommierte Historiker Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk. Bei einem Sonderkonzert am Abend des 11.5. im „Steinhaus“ in Bautzen trat der Berliner Liedermacher Stephan Krawczyk auf. Krawczyk, oppositioneller Künstler, eine Symbolfigur der DDR-Bürgerbewegung, wurde 1988 verhaftet und in den Westen abgeschoben.
Leitung
Matthias Eisel
Kontakt
Burgstraße 25
04109 Leipzig
9 60 24 31
E-Mail-Kontakt